Ist eine gute Fachkraft automatisch auch eine gute Führungskraft?

Veröffentlicht am 15.01.2017

Tagtäglich werden in zahlreichen Firmen in Deutschland Führungspositionen neu besetzt. Wer nun aber glaubt, dass den meisten dieser Neubesetzungen ein längerer und ausgeklügelter Auswahlprozess vorausgegangen ist, dem muss ich an dieser Stelle leider mitteilen, dass er hier irrt. Aber wie wird denn dann eine neue Führungskraft ausgewählt? Die Antwort auf diese Frage ist viel einfacher als vielleicht angenommen?! Böse Zungen behaupten, dass es schon ausreiche, zur rechten Zeit an der rechten Stelle zu sein. In der Regel fällt die Wahl aber auf jemanden, der es in der Vergangenheit geschafft hat, fachlich auf sich aufmerksam zu machen.

Dies mag insbesondere für den nächsthöheren Vorgesetzten durchaus vorteilhaft sein, weil er bei fachlichen Themen schnell eine kompetente Antwort erhält. Aber für das Team, das der neuen Führungskraft zugeordnet ist, sieht dies oftmals ganz anders aus. Und wenn genügend Zeit ins Land gegangen ist, führt ein solcher Prozess dann in vielen Fällen auch zu Nachteilen für die neue Führungskraft und dessen direkten Vorgesetzten.

Aber warum ist das so? Die Antwort auf diese Frage liegt in uns selbst begründet. Wir Menschen haben nun mal unsere gewissen Vorlieben. Manche Dinge machen wir lieber als andere, was dann dazu führt, dass ungeliebte oder weniger geliebte Tätigkeiten gerne mal liegen bleiben. Dies trifft auch dann zu, wenn das Arbeitspensum nicht zu schaffen ist. Und neue Führungskräfte, die sich aufgrund ihrer bisherigen Tätigkeit und ihrem daraus resultierenden Selbstverständnis gerne auch (mal) fachlich in die ein oder andere Thematik vertiefen, erleben sehr schnell, dass die zur Verfügung stehende Zeit nicht ausreicht, um Fach- und Führungsaktivitäten gleichermaßen und ausreichend nachkommen zu können. Sie haben ihre neue Führungsaufgabe (noch) nicht komplett angenommen und können bezüglich der fachlichen Fragestellungen (noch) nicht loslassen.

Die Folge ist dann, dass die für die Wertschätzung wichtigen Gespräche zwischen Chef und Mitarbeiter gerne mal vernachlässigt werden oder auch für die fachliche Kontrolle der Arbeitsergebnisse keine oder nicht genügend Zeit bleibt. Diese beiden Punkte sind nur beispielhaft genannt; aus der Praxis heraus lassen sich hier zahlreiche weitere Punkte aufführen. Wie dem auch sei … Letztendlich führen all diese führungsrelevanten Verfehlungen zu ein und demselben Ergebnis: Es leiden das Team, die Arbeitsergebnisse und in dem Zusammenhang das Renommee der neuen Führungskraft und auch das des nächsthöheren Vorgesetzten.

Ich höre jetzt aber schon den ein oder anderen Aufschrei … Und die, die jetzt schreien, haben natürlich ein Stück weit Recht. Natürlich ist nicht jeder fachlich geprägte Chef automatisch ein schlechter Vorgesetzter. Wie immer im Leben, so muss man auch hier unbedingt den Einzelfall betrachten. Natürlich gibt es auch gute neue Führungskräfte, aber die wurden wahrscheinlich nicht als solche geboren, sondern hatten die Chance, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und an ihrem Führungsverhalten zu arbeiten. Oder anders ausgedrückt: Sie haben sich auf die neue Aufgabe vorbereitet / vorbereiten können.

Damit ein Team gute Arbeit leisten kann, hat der neue Chef nach Möglichkeit folgende Aspekte verinnerlicht:

Klaus Linten